Rede der Stadtverordneten Käthe Springer von Bündnis 90/Die Grünen zu TO I TOP 9 “Schwimmfähigkeit der Wiesbadener Bevölkerung steigern” in der Stadtverordnetenversammlung am 11. Juli 2024
Es gilt das gesprochene Wort.
Herr Stadtverordnetenvorsteher,
meine Damen und Herren,
Es sind beunruhigende Zahlen, welche die mangelnde Schwimmfähigkeit der Bevölkerung betreffen und insbesondere der Kinder im Grundschulalter.
Durch die restriktiven Maßnahmen der Coronazeit hat sich die Lage weiter dramatisiert
Laut einer Forsa -Umfrage 2017 können 59 % der Kinder im Grundschulalter nicht sicher schwimmen.
Es gibt ein ganzes Bündel an Ursachen für diesen unerfreulichen Istzustand.
Personalmangel, fehlende Aufsichtspersonen, Schwimmunterricht fiel und fällt zu oft aus, die
Wege zu Schwimmbädern sind sehr weit, viele Hallenbäder wurden in den letzten Jahren geschlossen oder haben wegen Sparmaßnahmen begrenzte Öffnungszeiten.
2017 befasste sich die Kultusministerkonferenz mit dem Thema Schulschwimmen und erklärte: „Es ist bis zum Alter von zehn bis zwölf Jahren anzustreben, dass jede Schülerin und jeder Schüler das sichere Schwimmen und die damit verbundenen Fähigkeiten beherrscht.“
Ein löblicher aber hoher Anspruch angesichts der Gegebenheiten.
Sicheres Schwimmen setzt lange Jahre kontinuierliches Schwimmtraining Training jede Woche voraus, so die Definition von Schwimmlehrerverbänden, l.
Und an dieser Stelle möchte ich den Fokus auf die soziale Komponente lenken.
Während es einige Elternhäuser gibt, die ihre Kinder schon in deren Kleinkindalter optimal beim Schwimmenlernen in vielfältiger Weise unterstützen, gibt es jedoch auch viele Kinder, deren Eltern diese Unterstützung nicht leisten können.
Auf nationaler Ebene gab es den von Innenministerin Faeser und Gesundheitsminister Lauterbach sogenannten Bewegungsgipfel unter Beteiligung von Bund, Ländern, Kommunen und Verbänden mit dem zentralen Handlungsfeld Schulsport und Schulschwimmen.
In Hessen wurde 2022/23 der sogenannte Schwimmpass an allen Grundschulen eingeführt. Die Schwimmfähigkeit soll in Jahrgang 3 und 4 in vier Stufen erlangt werden und dies auch mit neuen Methoden im Schwimmunterricht. Wie das fruchten wird, stellt sich erst in einigen Jahren heraus.
Indes gehen Kommunen und Initiativen eigene erfolgversprechende Wege zur Verbesserung der Schwimmfähigkeit.
In Frankfurt laufen derzeit Schulprojektwochen mit dem Titel „Schwimmenlernen vor den Ferien“ und mit dem Ziel, den Anteil der Nichtschwimmerinnnen und Nichtschwimmer zu senken. In verschiedenen Hallenbädern werden rechtzeitig vor den Ferien Schwimmkurse für Kinder angeboten, die Schulen können sich anmelden. Es ist eine Kooperation zwischen Stadt und Bildungsdezernat.
Andere Kommunen geben Gutscheine für Schwimmkurse und Schwimmen in den Ferien aus.
Ein weiteres gutes Beispiel findet sich in der Stadt Tübingen. Dort haben eine ehrenamtlich tätige Initiative und der runde Tisch Kinderarmut das „Schwimmen für alle Kinder“ organisiert. Ähnliches gibt es auch in Darmstadt mit Unterstützung der Wirtschaft.
Und zum Schluss ist noch ein gutes Beispiel aus Wiesbaden zu nennen. Vor Jahren war ich mit einer Gruppe in der Kita Maria Aufnahme in Erbenheim zu Gast. Die Kita ist ein zertifizierter Bewegungskindergarten mit dem Schwerpunkt Sport und Gesundheitsvorsorge. Die Kita bietet u. a. Schwimmunterricht an und hat gute Erfolge aufzuweisen. Das ist ganz im Sinne der Verbände der Schwimmlehrer, die betonen, das frühkindliches Schwimmenlernen viel leichter von statten geht, als bei späteren Jahrgängen.